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06. Okt 2013

Rigi 2013

 

Gummiseilstarts von der Rigi

 

Autor: Daniel Steffen

 

Die Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz (OSV) führt traditionellerweise an Bettag-Wochen­enden Gummiseilstarts durch. Als überhöhte Startorte haben sich in den letzten Jahren Mauborget in der Westschweiz und das Churer Joch in der Ostschweiz etabliert.

 

’Warum starten wir nicht in der Zentralschweiz?’, fragte sich René Stierli im letzten Winter, ’zum Beispiel von der Rigi!’. Von dieser touristisch erschlossenen Königin der Berge wurden bis Mitte der 50er-Jahre regelmässig Segelflugzeuge per Gummiseil in die Luft katapultiert. Die Idee, die Rigi als neuen Startort auszuprobieren, wurde von den OSV-Mitgliedern begeistert aufgenom­men. René Stierli konnte sich an die Arbeit machen.

 

 

Grosse Logistik

 

Ein kleines Detail hat sich seit den 50er-Jahren nicht verändert: Es führt keine offizielle Strasse auf die Rigi. Als Transportmittel stehen zwei Bergbahnen zur Verfügung, wobei nur noch von Vitznau aus Güter in die Höhe transportiert werden. Die Rigi Bahnen AG erklärte sich auf Anfrage sofort bereit, Segelflugzeuge, Piloten und Helfer gratis auf die Rigi zu transportieren. Als Landeort wurde ein bekanntes Aussenlandungsfeld bei Steinen am Lauerzersee ausgewählt.

 

 

13. Juli 2013: Flachlandtraining in Emmen

 

Auch das vorgängige Flachlandtraining wurde zum Novum, denn es konnte am 13. Juli 2013 bei perfektem Wetter auf dem Militärflugplatz Emmen durchgeführt werden. Bei dieser Gelegenheit testeten Willy und Andreas Fahrni das neu installierte Seilzug­­­­­messgerät.

 

 Rigi-Segelfluglager 1932
 



Der erste Gummiseilstart von der Rigi erfolgte vermutlich am 2. August 1931, als die Gruppe Ikarus auf Rigi-Kulm ein Segelfluglager veranstaltete. Willy Farner schaffte mit seinem eleganten Spyr I, HB-41, eine Startplatzüberhöhung von rund 500 Meter und konnte so nach Stallikon gleiten, O. Baroni landete mit der Spalinger S 11, HB-20, beim Rigi-Klösterli und H. Ernst erwarb das Segelflugbrevet. Die schlechten Wetterbedingungen beendeten das erste Rigi-Segelfluglager frühzeitig.

 



Das zweite Rigi-Segelfluglager fand vom 25. bis 28. August 1932 statt. Es ist in der Chronik der Segelfluggruppe Luzern anhand von Zeitungsartikeln, Lagerberichten und Unfallprotokollen ausführlich dokumentiert. Das Luzerner Tagblatt und der Zentralschweizer General-Anzeiger schrieben im Vorfeld des Events Folgendes:

 

,Heute ziehen auf Rigikulm die feingliedrigsten und leichtbeschwingtesten der Fliegergilde ein, nämlich die ’Motorlosen’. Es sind die Flugkünstler, welche ihre schnittigen Fahrzeuge nach den feinsten aerodynamischen Prinzipien bauen, Leute, welche die Luft mit ihren unsichtbaren Bewegungen, die Aufwinde, Böen, Strömungen von Hause aus besser kennen müssen, als die Kollegen aus der Fakultät der Motore.’ Uns Luzerner interessiert es, dass der Rigi nicht nur für winterliche ’Gleitflüge’, im Schnee seine Prüfung schon längst bestanden, sondern man ihn als Startplatz für die schöne Segelfliegerei als geeignet gefunden hat. Die Möglichkeit, sich an Kabeln durch Autos oder Flugzeuge hochschleppen zu lassen, erlaubt es allerdings, auch von jedem Flugplatz aus zu einem Segelfluge starten zu können. Aber gerade in der Schweiz wird sicher der Flug von einem erhöhten Startplatze aus unter Ausnutzung aller fördernden Strömungen und Aufwinde die ideale Betätigung der Segelfliegerei bleiben. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass genau vor einem Jahre der bekannte Segelflieger W. Farner vom Rigi aus startete und über 500 Meter Höhe über dem Kulm erreichte, um endlich nach einem Langstreckenflug in Stallikon zu landen. Dieses Jahr wird man auf dem Rigi zum ersten Male in der Schweiz einen richtigen, mit Preisen dotierten Segelflug-Wettbewerb erleben. Das Programm sieht vor: Freitag: Ziellandungswettbewerb, Samstag: Streckenflugwettbewerb, Sonntag: Dauerflugwettbewerb. Die Preise hierzu wurden vom Hotel Rigi-Klösterli, der Sport-Illustrierten Basel, und der Arth-Rigi-Bahn gestiftet. Daneben werden Übungs- und Forschungsflüge eingeschaltet, um die Möglichkeiten des Segelfliegens in der Gegend möglichst genau zu studieren.’


 

Donnerstag, 25. August 1932

 

’Unglücklicher Auftakt des schweizerischen Segelfluglagers!’ schrieb die Luzerner Neuste Nachrichten am 26. August 1932. Diese Schlagzeile war extrem untertrieben, handelte es sich doch beim ’unglücklichen Auftakt’ um einen Absturz, bei welchem ein 22jähriger Segelflugpilot sein Leben verlor.

 

Es geschah beim ersten Start des Lagers: Der Pilot Hans Reutemann, geboren am 30. Mai 1910 in Winterthur, war Inhaber der Brevets A.43 und B.36. Er galt mit rund 180 absolvierten Gleitflügen als sehr erfahrener und routinierter Pilot. Reutemann startete mit seinem Gleitflugzeug Prüfling (Taufname Berggeist), HB-42, am Donnerstag, 25. August 1932, um 17.44 Uhr. Gemäss den Augenzeugen Hug, Aecherli, Ambühl, Nüssli, Meier, Berger, Schobiger und Rotter erfolgte der Gummiseilstart ganz normal. Nach einer kurzen Flugstrecke legte der Pilot die Maschine in eine Linkskurve und richtete sie danach wieder auf. Plötzlich ging das Gleitflugzeug in den Sturzflug über, wobei die Tragflächen noch vor dem Aufprall auseinanderbrachen.

 

Die amtliche Flugunfalluntersuchung wurde von Robert Gsell, Sektikonschef des eidgenössischen Luftamtes, geleitet. Gsell sollte vierzehn Jahre später, genau am 15. März 1946, selber Opfer eines Flugunfalles mit dem Motorsegler WF23, HB-SAB, werden. Der Ingenieur Robert Gsell hatte ab Anfang der 1920er-Jahre erstmals eine Systematik in die Untersuchungen von Flugunfällen eingebracht. Die Untersuchung des Absturzes des Prüflings, HB-42, wurde am Unfallort am 26. August 1932 um 10.15 Uhr begonnen und dauerte bis um 14.20 Uhr. Das Gleitflugzeug vom Typ Prüfling war 1928 von der Firma Schleicher in Deutschland gebaut worden. Die Unfallursache war ein Flügelbruch, welcher zweifellos auf die Überbelastung des C-Falls zurückzu­führen ist. Zuerst rissen die Tiefenkreuze nach dem Hinterholm. Die einfachen, abgestrebten Flügel des Prüflings (identisch mit einem Zöglingsflügel) brachen noch in der Luft in unzählige Stücke.

 

Warum Hans Reutemann in den Sturzflug überging, konnte nicht ermittelt werden. Ein Defekt an der Steuerung wurde ausgeschlossen. Der Lagerleiter, August Hug, zu diesem Zeitpunkt ein vehementer Gegner der Doppelsitzerschulung, nutzte die Gelegenheit, um auch gegen den Flugzeugschlepp zu wettern. So schrieb er an Robert Gsell:

 

,Liegt es hier nicht sehr nahe, dass das Schulen auf der Ebene eine beschränkte Ausbildung ist. Es sollte verlangt werden, dass sämtliche Segelflieger-Brevets unbedingt am Hang geflogen werden. Es ist eine fragwürdige Erleichterung, wenn durch Hochschleppen und Drehen von 2 Kurven über dem Platz das Brevet erteilt wird. Und es beweist sich hier wieder krass, dass die Summe der geflogenen Zeit beim Segelflug überhaupt kein Kriterium ist.’.


 

 

Kein Lagerabbruch!

 

Das Fluglager wurde nicht abgebrochen. Hans Reutemanns Kameraden transportierten den Leichnam zu den Eltern nach St. Gallen. Auf der Rigi fand am Sonntag eine Gedenkfeier statt.

 

 

Freitag, 26. August 1932

 

Am Freitag hatte der Militärpilot, Oberleutnant Ambühl, das Luzerner Trainings­segelflugzeug Kassel 12, HB-81, gegen 18.00 Uhr auf der Rigi-Staffel startklar gemacht. Das Luzerner Tagblatt beschrieb diesen ersten erfolgreichen Flug des Lagers wie folgt:

 

’Die Startmannschaft geht am steilen Hang neben der Sprungschanze abwärts bis sich die beiden Gummiseile genügend gedehnt haben. Dann schnellt das Flugzeug los, gewinnt im frischen Gegenwind sichtlich an Höhe und quert im ruhigen Flug die Mulde ob dem Klösterli. Unterhalb Staffel landet der Pilot seitlich auf stark geneigtem Hang nach zirka einer Minute Flug. Ein kleiner Misthaufen wird von der Kufe glattgeschnitten und trägt das Seine zur sanften Landung bei. Alles ist sehr erfreut nach dieser ersten glückhaften Fahrt und hofft auf eine gelungene Fortsetzung am Samstag und Sonntag. Die Rigi mit ihren Aus- und Tiefblicken bietet für die ganze Veranstaltung einen prachtvollen Rahmen; auch die Hitze ist bei dem ständigen leichten Wind sehr erträglich, sodass man annehmen darf, dass viele Berg- und Sportfreunde auf dem Nagelfluhhöcker ihr Wochenende verbringen werden.’.

 

 

Samstag, 27. August 1932

 

Nachdem das Luzerner Tagblatt in beeindruckenden Worten den prächtigen Sonnenaufgang auf der Hochwarte beschrieben und ein Lob auf unser Vaterland auf’s Papier gebracht hatte, kam es zur Sache:

 

’Im Wettbewerb um den Ziellandepreis startete heute früh unser Pilot Ambühl. Nach seinem gestrigen Probehupfer machte er sich heute gleich schneidig an das schwierige Problem heran. - Ich stehe unten beim Klösterli beim Ziel, einer kleinen gegen das ’Des Alpes’ ansteigenden Matte. Unten wird sie von Tannen flankiert und zudem von einer Hecke rechteckig angeschnitten. Hoch oben, an der Kante des Kulm, schwebt der Vogel majestätisch in den Raum hinaus, von allen Seiten jauchzend begrüsst. Über dem First kurvt er in wunderschönem Bogen zurück, hat aber zu viel Höhe, um landen zu können. Eine schöne S-Kurve beweist, dass Ambühl sein Flugzeug sicher in der Hand hat. Eine weitere Linkskurve bringt ihn dann in Bodennähe, leider etwas tiefer als vorgesehen. Die linke Flügelspitze streift den Holzhag und wird krachend abrasiert. Der Apparat wird herumgeworfen und landet unsanft, wobei die Rumpfverkleidung eingedrückt wird. Der Pilot entsteigt mit weggerissenen Gurten vollkommen unversehrt dem Gefährt. Der Flug war überaus eindrucksvoll und macht dem Führer wie auch dem Bauleiter der Luzerner Gruppe, Herrn Rotter und seine tüchtigen handwerklichen Mitarbeitern, alle Ehre. Als Übungsfahrzeug wird es weiterhin seine Dienste tun, und es ist zu hoffen, dass sich die Luzerner auch mal ein Hochleistungsflugzeug anschaffen können.’

 

Schön, wie ein Journalist einen Bruch in eine Heldentat umschreiben kann! Doch auch die ’ M i t t e i l u n g   2 ’ der Segelflugleitung des Segelfliegerlagers lobte Ambühls Flug:

 

,Heute Morgen startete Ambühl um den Ziellandungspreis des Hotel Rigi-Klösterli. Der Flug dauerte 4 Minuten und führte den Piloten vom Kulm bis in die Gegend des Hotels Rigi-First. Die Landung erfolgte auf der Wiese vor dem Hotel Des Alpes. Leider wurde die Maschine dabei etwas beschädigt. Die Bedingungen für die Ziellandung sind sehr schwer, da der Platz ausserordentlich klein ist und deshalb die Geschicklichkeit des Piloten sehr gross sein muss. Dem Piloten, Herr Ambühl, gehört deshalb ein extra Lob, dass er die Maschine in so ruhigem Flug auf den kleinen Platz gesteuert hat.’.

 

Bei der Maschine handelt es sich um die Kassel 12, HB-85, des Segel Flugsport Klubs Luzern. Die Kassel wurde 1930 aus Deutschland importiert und von den Luzerner mit einem verkleideten Sperrholz-Rumpf versehen. Unmittelbar vor dem Wettbewerb wurde das Höhenruder vergrössert und ein Geschwindigkeits­messer eingebaut. Wegen dem rot lackierten Bootsrumpf erhielt der Gleiter den Übernamen Lookhead.

 

’Gerettet’ wurde das 2. Rigi-Lager durch Felix Binder, welcher am Samstag-Nachmittag sein Hochleistungssegelflugzeug Spyr II, HB-44, auf dem Kulm bereitstellen liess. Die extrem leicht gebaute August-Hug-Konstruktion (Leergewicht von 140 kg bei einer Spannweite von 16,3 Meter) war ebenfalls rot lackiert. Das Luzerner Tagblatt schrieb:

 

’Binder findet mit seinem aufgeschnallten Fallschirm kaum Platz, als er sich in der engen Lucke festschnallt. Lautlos harrt die Menge, als der Spyr II von der vierzehnköpfigen Startmannschaft an den Gummistricken losgeschnellt wird. Ein leichter Mitwind hindert nicht, dass er sofort an Höhe gewinnt. Vor der Scheidegg wendet er mit etwas Höhenverlust, und nach fünf Minuten segelt er unter unserem Standort vorbei und quert den Talboden, um an den Hängen des Rossberges Aufwinde zu suchen. Dort ist er längere Zeit sichtbar, um dann aber im Raume Sattel-Steinen dem Auge zu entschwinden. Wir sehen ihn erst wieder, als er neben dem Aa-Bach am Lowerzersee auf einer fein ausgesuchten Matte nach mehr als halbstündigem Fluge landet. Binders Flug begeisterte durch seine Eleganz und Sicherheit. Am Abend war er samt der demontieren Maschine wieder wohlbehalten auf dem Berg.’

 

 

Sonntag, 28. August 1932

 

Die Luzerner Illustrierte schrieb:

 

’Am Sonntagmorgen haben die Kameraden ihrem toten Freund eine sehr eindrucksvolle Gedenkfeier abgehalten; ein schlichtes Holzkreuz wurde an der Unglücksstelle aufgestellt, vor dem der Präsident des Aeroclubs Luzern, Hr. Berger und Hr. Schweingruber vom Flugtechnischen Verein Zürich einige eindringliche Worte sprachen, deren tiefer Gehalt zusammen mit der Majestät der Stätte nicht verfehlten, auf die zahlreiche Teilnehmerschaft einen nachhaltigen Eindruck zu machen.’

 

An diesem letzten Flugtag startete Felix Binder bereits am Vormittag und landet wieder sicher im Unterland. Die Arth-Rigi-Bahn transportierte den demontierten Spyr II zum dritten Mal auf die Rigi. Binders dritten Flug beschrieb die Presse wie folgt:

 

’Binders Streckenflug nach Luzern bildet den imposanten und glücklichen Abschluss des Segelfluglagers. Bei 1350 Meter Höhendifferenz vom Kulm bis zum Luzernersee konnte der Spyr dank seinem günstigen Gleitwinkel, mindestens 27 Kilometer ohne Aufwind segeln. Binder wollte, wenn möglich, die Allmend erreichen. Vorsorglicherweise hatte man aber auch im Lido Massnahmen getroffen, um ein eventuelles Absetzen vom See her auf dem Sande zu ermöglichen. Nach einer feinen Rechtskurve schoss der rote Vogel um 15.30 Uhr westlich vom Kulm über dem Staffel ins Bodenlose hinaus, um direkt Kurs nach Luzern zu nehmen. Er erreichte die Stadt mit noch 700 - 800 Meter Höhenreserve, was ihm erlaubte, über dem Stadt- und Allmendgebiet seine ruhigen, eleganten Kreise zu ziehen und schönster Weise für seinen idealen Sport Propaganda zu machen. Nach 33 minütiger Flugzeit landete er glatt auf der Allmend und berichtete sofort an die Flugleitung auf dem Rigi, wie dankbar er den beiden Mannschaften der Stadtpolizei für die prompte Absperrung gewesen sei und wie liebenswürdig er auf unserem Boden von den zahlreichen Zeugen seiner Landung aufgenommen wurde. Die Freude auf dem Berg über den ersten Rigi-Luzern-Segelflug war allgemein. Binder hat somit den Dauer- und Streckenflug gewonnen.’

 

Damit fand das 2. Rigi-Segelfluglager ein versöhnliches Ende.

 

 

Intensiver Flugbetrieb auf der Rigi

 

Ein drittes, erfolgreicheres Rigi-Segelfluglager fand an Pfingsten 1935 statt. Willy Baur schaffte einen Distanzflug von 43 Kilometer nach Zufikon.

 

Regelmässige Segelflugstarts von der Rigi wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt, nachdem die Segelfluggruppe Luzern ihren Flugplatz auf der Luzerner Allmend verlassen musste. An den Wochenenden wurde ein reger Flugbetrieb aufgezogen, ergänzt mit Pfingst-, Sommer- und Herbstlager. Die Arth-Rigi-Bahn offerierte den Segelflugpiloten den Transport zu einem Spezialpreis von sechs Franken, bei besonderen Anlässen erfolgte der Transport gratis.

 

Ein besonders aktiver Rigi-Pilot war Karl Suter von der Segelfluggruppe Nidwalden, welcher gemäss eigenen Aussagen 69-mal von der Rigi startete - und 13-mal bruchfrei wieder beim Startplatz landete. Deshalb erhielt er den Übernamen ’Rigi-Suter’. Einige Segelflieger nannten ihn allerdings aufgrund seiner handfesten Ausdruckweise auch ’Gopfertami-Suter’.

 

Endgültig vorbei mit der Rigi-Segelfliegerei war es, als die Segelfluggruppe Luzern 1960 auf dem Flugplatz Olten-Gheid eine neue Heimat fand. Wirklich endgültig? Natürlich nicht!

 

 

Veteranentreffen 1985

 

Am 28. September 1985 hielten die Mitglieder der Vereinigung der Segelflug-Veteranen des Aero-Clubs ihr Jahrestreffen auf der Rigi ab. Als Höhepunkt dieses Anlasses nahmen die Organisatoren Gummiseilstarts mit Oldtimer-Segelflugzeugen ins Programm auf. Das Gummiseil musste in Deutschland beschafft werden. Die Piloten waren Karl Suter (Spalinger S 16 II, HB-418), Werner von Arx (Minimoa, HB-282) und Werner Kohler. Letzterer fand einen schwachen Aufwind und konnte den Startplatz überhöhen, bevor er wie die anderen zwei Piloten in Oberarth landet.

 

Knapp 28 Jahre später machten sich nun die OSV-Mitglieder auf, um die Rigi mit ihren Oldtimer-Segelflugzeugen erneut zu erobern.

 

 

Freitag, 13. September 2013

 

Am Freitag, 13. September 2013, reisen diverse OSV-Mitglieder nach Vitznau, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Willy und Andreas Fahrni bauen mit Helfern auf der Rigi-Kulm eine perfekte Startrampe. Sie hatten das Startgelände schon vor längerer Zeit ausge­mes­sen und einzelne Rampenteile vorfertigen lassen.



 

Die anderen Mitglieder verladen unten am Vierwaldstättersee die ersten vier Oldtimersegel­flug­zeuge auf die Bahn. Drei Fluggeräte werden schon am Freitag auf den Berg transportiert. René Stierli hat für den Transport verstellbare Schablonen geschweisst, welche auf zwei offenen Güterwagen der Vitznau-Rigi-Bahn verschraubt werden. Die perfekte Schweissarbeit des Treuhänders wird von allen Helfern bewundert. In den OSV-Mitgliedern stecken viele versteckte Talente!



 

Leider verschlechtert sich die Wetterprognose für die nächsten beiden Tage laufend. Am Mittwoch haben die Meteorologen noch von perfektem Sonnenschein am Wochen­ende gesprochen. Doch Segelflieger lassen sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.



Samstag, 14. September 2013



 

Rund vierzig Helfer und Piloten sind schon früh auf den Beinen. Die eintreffenden Segelflugzeuge werden gemäss Fahrplan verladen. Max Räz und Beat Huber haben als Verladechefs alles im Griff. Die Segelflug­zeuge werden von der 1871 gebauten Normalspur-Zahnradbahn im vordersten Wagen nach oben gestossen. So stört es nicht, dass die Flügel der Spalinger S 19 weit über den Güterwagen hinausragen. Das Verladen wird zur Routine, kein einziger Zug fährt wegen der OSV verspätet ab. Die Angestellten der Vitznau-Rigi-Bahn schliessen die farbigen Segelflugzeuge ins Herz. Die OSV-Mitglieder sollen unbedingt wieder kommen!



 

Oben auf dem Rigi-Kulm haben sich bereits viele Touristen und Ausflügler einge­funden und warten auf die Dinge, die da kommen werden. Noch weht der Wind von der Seite. Das erste Segelflugzeug wird auf der Startrampe aufgebaut. Die notwendigen Ausweispapiere werden im Flugzeug verstaut, denn es muss auf der Startrampe mit einer Ramp-Kontrolle von BAZL-Inspektoren gerechnet werden. Jetzt wissen wir, woher der Name kommt!


Insgesamt werden an diesem Tag neun Piloten problemlos in die Luft gespickt:

 

Peter Hartmann auf L-Spatz 55, HB-255

Silvio Polla auf Karpf-Baby, HB-494

Walter Schmid auf Moswey III, HB-374

Marius Fink auf Grunau-Baby IIB, D-6225

Fritz Zbinden auf Moswey III, HB-485

Bernard Duvanel auf Grunau-Baby IIB, HB-234

Thomas Fessler auf Spalinger S 19, HB-225

Pierre-Louis Ruffieux auf Nord 1300, HB-348

Rudi Glockshuber auf L-Spatz 55, HB-255








Als einziges Vorkommnis muss das Ausrutschen eines Gummihundes (Auszugspersonal) verzeichnet werden. Die ’Landung’ erfolgt in einem weichen Kuhfladen; der Schaden kann mit einer Waschmaschine behoben werden.

 

Bernard Duvanel wird von den Touristen aus dem fernen Osten wie ein Held gefeiert, als er in das blaue Neuenburger Baby steigt. Es ist nicht jedermanns Sache, sich in eine solche Sperrholzkiste zu setzen, um mit einem Gummiseil in die Luft katapultieren zu werden. Die Wetterverhältnisse lassen nur Gleitflüge zu.

 

Als einziger Pilot kann Thomas Fessler mit seiner eleganten Spalinger S 19 aus dem Jahre 1937 einen schwachen Aufwind zentrieren. Als er wenig später im Tiefflug den Startplatz überfliegt, jubelt ihm die begeisterte Menge zu. Das Flugbild des gelben Oldtimers erinnert an einen Vogel. Die S 19 ist seit kurzem im Besitz der Stiftung Segel-Flug-Geschichte, welche die Zeugen der Schweizer Segelfluggeschichte nachhaltig erhalten will. Als Endziel soll eines Tages ein Segelflugmuseum entstehen. Die S 19 hat Flugpost an Bord, welche Thomas Fessler nach seiner Landung beim Lauerzersee dem Postamt Steinen für den weiteren Transport übergibt.



 

Es zeichnet sich ab, dass am Sonntag, 15. September 2013, kein Flugwetter mehr herrschen wird. Deshalb wird das Rigi-Fluglager 2013 wie jenes von 1931 vorzeitig beendet.

 

 

Danke an die Organisatoren

 

Einen grossen Dank hat der Initiator und Organisationschef, René Stierli, verdient! Danke auch an die Rigi Bahnen AG, welche Segelflugzeuge, Piloten und Helfer gratis (!) auf die Rigi transportierten. Danke an die beiden Startchefs Andreas und Willy Fahrni, ohne sie gäbe es beim OSV keine Gummiseilstarts. Und last but not least: Danke an alle Helferinnen und Helfer für ihren Einsatz. Der Spruch:,Einer für alle, alle für einen.’, trifft zu hundert Prozent auf den Gummiseilstart zu. Damit ein einziger Pilot abheben kann, ziehen rund zwanzig Helferinnen und Helfer an zwei Stricken. Beim Rigi-Event wurde auch abseits des Startplatzes intensiv gearbeitet.

 

 

Quellenangaben:

Robert Sidler, Chronik der Segelfluggruppe Luzern, 1932 - 1980

Erich Tilgenkamp, Schweizer Luftfahrt, Band III, 1944

Peter Gubelmann, AeroRevue Nr. 12/1985, Seiten 6 und 7

Peter Brotschi, Gebrochene Flügel, 4. Auflage 2006

Fotos:

Karin Lehmann, Kurt Stapfer, Daniel Steffen, Thomas Fessler


    


 




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