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05. Jul 2007

19. OSV-Treffen in Grenchen (21.-24. Juni 2007)

Autor: Daniel Steffen

‚Die Sahara zu bewässern,´ pflegte Housi Nietlispach zu sagen, ‚ist kein Problem: Man muss dort nur eine Schweizer Segelflugmeisterschaft durchführen!´. Dass der Spruch des 17fachen Schweizermeisters nach wie vor seine Berechtigung hat, zeigte sich an der diesjährigen Schweizermeisterschaft in Schänis. Wegen Regenwetter konnten nur zwei Wertungen geflogen werden.

Auch die bisher 19 Flugtreffen der Oldtimer Segelflugvereinigung Schweiz (OSV) wurden ab und zu mit Regen eingedeckt. Doch dieses Jahr war es besonders schlimm: Am 21, Juni 2007, kurz vor dem Eröffnungsbriefing, brauste eine Gewitterfront heran. Es wurde so dunkel, dass sich die Strassenlampen einschalteten. Die Front kam heftig und setzte die Grencher Graspiste innert kürzester Zeit unter Wasser. Andernorts entstanden Millionenschäden.

Damit war der fliegerische Teil des 19. OSV-Treffens gelaufen, bevor er begonnen hatte. Die Grenchner Graspiste blieb in den folgenden Tagen trotz zeitweisen Sonnenscheins für einen Flugbetrieb zu feucht. Die alten OSV-Hasen nahmen es gelassen. Wir leben nun mal in einer gemässigten Zone, in welcher es ab und zu regnet. Gott sei Dank, denn andernfalls könnten wir uns bei den Flügen nicht am Anblick von grünen, saftigen Wiesen erfreuen.

Als erstes war also Kaffee trinken angesagt. Es gab genügend Stoff zum diskutieren. Zum OSV-Treffen eingeladen hatte die Segel- und Motorfluggruppe Grenchen (SMG), welche dieses Jahr ihr 75-Jahr-Jubiläum feiern kann. Angemeldet hatten sich ca. 25 Piloten mit rund 20 Oldtimer-Segelflugzeugen. Angesichts der Wetterprognosen waren nicht alle angereist.

Am Freitag, 22. Juni 2007, lud der SMG-Cheffluglehrer Mario Richard die ausharrenden Teilnehmer zu einem Flughafen-Rundgang ein. In einer guten Stunde besichtigte man das C-Büro, die Flughafenfeuerwehr, drei Hangars und den Unterhaltsbetrieb FAST (Nachfolgebetrieb von Farner). Man war von der Grösse des Flughafens Grenchen beeindruckt. Schweizerische Segelflug-Oldtimer-Treffen werden in der Regel auf kleineren Flugplätzen abgehalten.

Vor dem offiziellen, gemeinsamen Nachtessen im Flughafen-Restaurant zeigte Thomas Fessler einen historischen Film zum Thema Segelflug.

Am Samstag, 23. Juni 2007, feierte die Segel- und Motorfluggruppe Grenchen ihren offiziellen Tag zum 75-Jahr-Jubiläum. Das freie Fliegen der Oldtimer-Segelflugzeuge fiel wegen der immer noch zu feuchten Graspiste buchstäblich ins Wasser. Auch die geplante Gummiseilstartdemonstration konnte nicht durchgeführt werden. Die teilweise festlich gekleideten Gäste (ein vorwitziger OSVler mit bösartiger Zunge sprach von einer Beerdigung) mussten sich mit der Flugdemonstration des Oldtimer-Motorflugzeuges Beech S 18 (Twin Beech) abfinden. Von 1937 bis 1970 wurden von diesem Flugzeugtyp über 9’000 Exemplare in 32 Varianten gebaut. Es soll Segelflieger geben, welche dem satten Geräusch der beiden 9-Zylinder-Sternmotoren etwas Erfreuliches abgewinnen können.

Speziell für die SMG-Gäste bauten die OSV-Piloten in einem Hangar folgende vier Oldtimer-Segelflugzeuge auf: Moswey VIa, HB-522, Karpf-Baby, HB-494, Elfe S 4a, HB-1199, und Olympia Meise, HB-384.

Die Olympia Meise, HB-384, war am 31. Dezember 1945 auf dem Flugplatz Grenchen eingeflogen worden. Bis am 19. Oktober 1959 blieb das Segelflugzeug am Jura Südfuss stationiert, um dann auf Umwegen auf dem Flugplatz Beromünster zu landen. Vor ein paar Jahren holte der Bettlacher Thomas Fessler die Meise zurück nach Grenchen und restaurierte sie sanft.

Die Meise wurde vom Deutschen Hans Jacobs speziell für die Olympiade von 1940 konstruiert. Der Segelflug sollte damals eine olympische Sportart werden und man wollte sich wie die Segler auf dem Wasser mit Einheitsgeräten messen. Die Olympischen Spiele von 1940 mussten wegen dem Zweiten Weltkrieg abgesagt werden. Dennoch wurde die Olympia Meise in vielen Ländern in grosser Anzahl gebaut. In der Schweiz war es die Stiftung PRO AERO, welche Anfangs der 40er-Jahre den Bau einer 10er-Serie Meisen anregte und sie finanziell unterstützte. Die Arbeiten übertrug man der Genossenschaft Segelflugzeugbau Zürich. Wegen den widrigen Umständen (man war im Krieg) verzögerte sich die Fertigstellung der elf Olympia-Meisen (HB-381 bis HB-391) um ein paar Jahre. Gleichzeitig stieg der Verkaufspreis von Fr. 2’000 auf Fr. 6000. Viele Segelfluggruppen annullierten ihre Bestellung, wodurch sich die Segelfluggruppen Oberaargau (Langenthal), Grenchen und Winterthur je zwei Exemplare ergattern konnten.

Am 22. Juni 2007, also noch während des 19. OSV-Treffens, fand die offizielle Wägung der HB-384 statt. Ein Woche später, genau am 30. Juni 2007, startete Thomas Fessler zum ‚Erstflug´ nach 15 Jahren. Der Pilot berichtete nach dem Flug von einem recht gutmütigen und topp bequemen Segelflugzeug. Allerdings fliege die HB-384 bei losgelassenem Steuer nicht sauber geradeaus. Kurt Stuber, ein langjähriger Grenchner Fluglehrer, wusste zu berichten, dass dies schon vor sechzig Jahren so gewesen sei!

Wir freuen uns darauf, die Olympia Meise, HB-384, künftig in der Luft bewundern zu können. Vielleicht anlässlich des 20. OSV-Treffens bei perfekten Wetter­bedingungen?

Vorerst bleibt uns nur, Max Räz und der Segel- und Motorfluggruppe Grenchen für die Organisation des 19. OSV-Treffens in Grenchen recht herzlich zu danken! 

Ein paar Schnappschüsse kommen in Kürze.


    


 




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