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20. Jul 2006

18. OSV-Treffen Buttwil 2006

Erste Eindrücke vom 18. OSV-Treffen in Buttwil (21.-24. Juni 2006) 

Autor und Lieferant der Bilder: Daniel Steffen

‚Seid doch zufrieden!´ meinte der Materialwart der Segelfluggruppe Olten, als wir ihm das Gruppen-Segelflugzeug K8B, HB-753, unbeschädigt zurückgebracht hatten. Emil und ich waren vom 18. Treffen der Oldtimer Segelflugvereinigung Schweiz (OSV) zurückgekehrt und wir hatten uns über die magerere fliegerische Ausbeute beklagt. ‚Ihr konntet zwar nicht die gewünschten Flugstunden sammeln, aber ihr seid immerhin geflogen. Es hätte schlimmer sein können.´

Wir recht Röbi hat. Und was er nicht weiss (weil er noch nie dabei war), wir hätten das OSV-Treffen auch ohne eine einzige Flugminute genossen! Denn wir haben viel diskutiert und noch mehr gelacht. Wir haben einander aktuelle (und weniger aktuelle) Geschichten erzählt. Wir haben brauchbare (und weniger brauchbare) Tipps ausgetauscht. Wir haben einander Fotos und andere Dokumente gezeigt. Wir haben den schönsten Flugplatz der Schweiz kennen gelernt. Wir haben einander geholfen. Kein Pilot hatte es eilig, niemand hat in der Startreihe nach vorne gedrängt. Wir waren drei Tage unter Freunden. Wir haben den hektischen Alltag hinter uns gelassen und wir freuen uns auf das 19. OSV-Treffen im 2007!

Der Flugplatz Buttwil liegt auf dem Lindenberg im Kanton Aargau auf 720 Meter über Meer und verfügt über eine 700 Meter lange Graspiste (leicht abfallend). Er entstand Ende der Sechzigerjahre als Ersatz für den damaligen Flugplatz Spreitenbach, welcher dem SBB-Rangierbahnhof und dem Flugbetrieb von Zürich-Kloten weichen musste.

Rund ein Dutzend Oldtimer-Segelflugzeuge und ein historisches Schleppflugzeug fanden den Weg auf dieses idyllischen Flugfeld zwischen Wäldern und Wiesen. Die Teilnehmer wurden von den beiden Organisatoren, Christian Schmid und Anton Fessler perfekt eingewiesen. Schon bald fühlten wir uns auf dem Lindenberg wie zuhause (oder noch besser). Erstmals an einem OSV-Treffen mit dabei waren drei Buttwiler Oldtimer-Segelflugzeuge, welche wir aus diesem Anlass näher vorstellen:

Die SZD-22B Standard Mucha, HB-693, wurde von Christian Schmid und Hans-Ruedi Frey in fast zweijähriger Arbeit restauriert. Insbesondere der Rumpf gab viel zu tun. Nun präsentiert er sich wieder in der ursprünglichen Bemalung und Beschriftung des polnischen Werkes in Bielsko-Biala. Wer sich über die vielen Fliegen auf der HB-693 wundert, muss wissen, dass Mucha das polnische Wort für Fliege ist. SZD steht für Szybowcowego Zakladu Doswiadczalnego, auf Deutsch Entwicklungsinstitut für Segelflugzeuge. Weiter ist aus der Typenbezeichnung herauszulesen, dass die SZD-22 für die von der FAI lancierten Standard-Klasse entwickelt wurde. Mit Erfolg, denn Adam Witek konnte 1958 im polnischen Lezno mit der Standard Mucha die Weltmeisterschaft in der Standardklasse gewinnen. Zwischen 1959 und 1966 kamen 15 Standard Muchas in die Schweiz. Dass davon 9 Exemplare durch Unfälle zerstört wurden, kann Zufall sein. Heute sind im Schweizer Luftfahrtregister noch drei SZD-22 Standard Muchas eingetragen, wovon die HB-693 als einzige flugtüchtig ist.

Der gelben K8B, HB-752, der Segelfluggruppe Skylark geht es wie den meisten Gruppen-K8: Sie passt nicht mehr in die ‚Tupperware´-Flotte ihres Vereins und wird nur noch auf Zusehen hin geduldet. Beim kleinsten Schaden läuft das 43jährige Trainings-Segelflugzeug Gefahr, liquidiert zu werden. Die HB-752 hat immerhin das Glück, einen wohlgesinnten Materialwart zu haben. Anton Fessler pflegt den letzten Holzvogel der SG Skylark liebevoll und nahm sich sogar die Mühe, ein FLARM einzubauen.

So zwitscherten sich die beiden K8-Schwesterflugzeuge HB-752 und HB-753 in der engen, schwachen Lindenberg-Thermik fröhlich zu. Und ihre beiden Piloten konnten sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, nachdem sie einen Diskus elegant überstiegen hatten. Als dieser zehn Minuten später und 600 Meter tiefer unfreiwillig zur Landung ansetzte, wurde aus dem Schmunzeln gar ein Lächeln. Das sind die kleinen Freuden, die man einem K8-Piloten gönnen muss. Im nächsten Abwindfeld wird die Index-Rangordnung wieder ihre Richtigkeit haben.

Ebenfalls aus dem Hause Schleicher stammt die Ka 2B Rhönschwalbe, HB-535, welche den Namen Bazillus trägt. Der Leistungsdoppelsitzer wird nächstes Jahr fünfzig Jahre alt, was ausführlich gefeiert werden soll. Peter F. Selinger hat die HB-535 im Standard-Werk ‚Rhönadler´ explizit erwähnt, weil sie als erste Ka 2B eine verlängerte Spannweite von 16 Meter erhielt, aber noch den ‚alten´ kurzen Rumpf hat. Zudem zierte der Bazillus das Titelbild der AeroRevue Nr. 4/1958. Erneut zum Fotosujet wurde die HB-535 (zusammen mit der HB-752) im August 1985, als sie anlässlich des 3. Internationalen Segelflugtreffens auf dem 3’470 Meter hohen Jungfraujoch startete. Insgesamt wurden so um die 110 Ka2/Ka2B gebaut, wovon 11 Stück in der Schweiz flogen. Davon sind heute noch sechs Exemplare im Luftfahrzeugregister eingetragen.

Am Freitagabend, 23. Juni 2006, gab es in der Schweiz viele glückliche Gesichter. Da waren einerseits die Teilnehmer des 18. OSV-Treffens, welche vom Präsidenten Willy Fahrni als (sehr grosses) Erinnerungsgeschenk einen selbstgebauten, raffinierten Klappstuhl entgegennehmen konnten und andererseits die restlichen 7,4 Millionen Einwohner, welche den Gruppensieg der Schweizer Mannschaft an der Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland feierten. Emil und mir ist die Freude dann (fast) vergangen, als wir um Mitternacht über eine Stunde im Oltner Verkehrschaos stecken blieben. Für unsere HB-753, welche auf einem offenen Anhänger ruhte, war dies wohl der gefährlichste Moment des Abenteuers ‚Buttwil 2006´. 
  
  
  
  

  
  
  

  
  
  

  
    

      
      
  

    


 




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