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16. Jul 2005

Oldtimer Segelflug-Treffen im Schmerlat vom 10.-13. Juni 2005

Autor: Daniel Steffen

Die Mitglieder der Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz (OSV) treffen sich jährlich auf einem anderen Flugplatz, um mit ihren Maschinen die nähere und weitere Umgebung zu erkundschaften. Dieses Jahr gewährte die Segelfluggruppe Schaffhausen der OSV Gastrecht.

37 Piloten/innen folgten dem Ruf und brachten 24 Oldtimer-Segelflugzeuge auf den Platz. Damit kann sich das OSV-Jahrestreffen durchaus mit einer regionalen Segelflugmeisterschaft messen. Mit einem wesentlichen Unterschied: Der Flugzeugpark ist bunter! Und Hektik kommt selten auf, da die meisten OSV-Piloten den gesellschaftlichen Aspekt vor die geflogenen Stunden stellen. Dieses Jahr kann sich die Flugstatistik aber sehen lassen, denn mit 64 Starts wurden 98 Stunden erflogen.

Ein Highlight des Treffens waren sicher die vier Mosweys, welche mit ihren tief angesetzten Knickflügel einem Mäusebussard nicht unähnlich sehen. Diese Rolls-Royce der Lüfte faszinieren nun schon seit bald 70 Jahren. Die Piloten bewundern vor allem die raffinierte Technik und die Zuschauer begeistert das elegante Flugbild. Heraus gestochen hat die Moswey IVa, HB-522, welche OSV-Präsident Willy Fahrni in rund 4’000 Arbeitsstunden in den Zustand besser als neu versetzt hat. Andreas Fahrni wusste die Arbeit seines Vaters zu schätzen und pilotierte den gelben Vogel stundenlang durch die Lüfte.

Ein Wermutstropfen in Sachen Moswey war die Nachricht, dass die 1939 gebaute Moswey IIa, HB-309, kurz zuvor in die USA verkauft worden war. Es ist zu hoffen, dass der neue Eigentümer, Jim Stoia, Manning, South Carolina, die HB-309 fliegen und nicht in ein dunkles Museum stecken wird. Das Ziel der OSV ist es, Oldtimer-Segelflugzeuge als lebendige Zeugen der Luftfahrtgeschichte so lange wie möglich in der Luft zu halten und die Museen warten zu lassen. Vielleicht kehrt die HB-309 ja eines Tages in die Schweiz zurück, so wie es die Moswey IV, HB-520, (aus Südafrika) und die Moswey IVa, HB-522, (aus England) getan haben.

Die in den 30er- und 40er-Jahren weit verbreiteten Knickflügel können auch die beiden Doppelsitzer Kranich II, HB-475, und Spyr V, HB-369, aufweisen. Beide Segelflugzeuge wurden für den Leistungsflug konstruiert. Aus heutiger Sicht ist es unbegreiflich, warum sich im Segelflug (im Gegensatz zum Motorflug) die Doppelsitzerschulung so spät durchsetzen konnte. Der Spyr V, HB-369, wird diese Saison erstmals von Silvio Polla geflogen. Es macht Freude zuzusehen, wie präzis der junge Pilot die grosse Maschine zu fliegen versteht. Und die Tatsache, dass sich junge Segelflieger intensiv mit alten Flugzeugen beschäftigen, bestärkt die OSV-Mitglieder in ihrem Tun und lässt sie zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Dass sich Vater und Sohn bei der OSV engagieren, ist schon bald Usanz. Neu ist die Konstellation Grossvater und Enkel: Silvio Pollas Grossvater Egon Polla brachte seine rote Weihe, HB-556, nach Schaffhausen. Der erfolgreiche, deutsche Konstrukteur Hans Jacobs hat das von der Linienführung her schlichte Segelflugzeug mit 18 Meter Spannweite im Jahre 1938 gezeichnet. Die in grosser Stückzahl gebaute Weihe beherrschte bis Mitte der 50er-Jahre die internationale Segelflugszene.

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg (1946) entstand die WLM 1, HB-552, welche seit längerer Zeit von Urs Eichenberger gehegt und gepflegt wird. Das Luzerner Konstruktionsbüro Weber, Landolf und Münch hatte als Abnehmer für die kunstflugtaugliche WLM 1 die Schweizer Armee im Auge. Das Segelflugzeug sollte unter anderem dazu dienen, junge Militärpiloten vom Bücker auf den Düsenjet Vampire umzuschulen.

Rar machten sich in Schaffhausen die Spalinger-Segelflugzeuge. Als einziger Vertreter blieb die Spalinger S 19, HB-225, (vgl. AeroRevue Nr. 5/2005) ausnahmsweise in ihrem nagelneuen Klappanhänger.

Dafür waren die Spatzen und Fauconnets (französische Version des Scheibe-Spatzen) mit fünf Exemplaren gut vertreten. Zur Gründungszeit der internationalen (1973) und nationalen (1988) Oldtimer-Segelflug-Bewegung wurde heftig diskutiert, ob Segelflugzeuge aus den 50er-Jahren bereits zu den Oldtimern gezählt werden können. Nachdem der L-Spatz 55 dieses Jahr 51 Jahre alt wurde, erübrigt sich die Diskussion. Das müssen auch jene Piloten akzeptieren, welche einen ähnlichen Jahrgang aufweisen. Die drei Fauconnet-Piloten aus dem grenznahen Frankreich (Pascal Lyautey, Didier Hosatte und Peter Urscheler) sind mit ihrem Enthusiasmus eine echte Bereicherung für die OSV.



Eine spezielle Geschichte verbirgt sich hinter den beiden Slingsby T-31, HB-557 und HB-744. Beide Schulmaschinen fanden erst als Oldtimer den Weg in die Schweiz (erhielten aber dennoch tiefe Immatrikulationen). Während die HB-744 direkt aus England importiert wurde, kam die HB-557 via Holland und Deutschland in den Süden. Mit dem offenen Cockpit und den doppelt abgestrebten Flügeln wirk die T-31 älter, als sie ist. Die von Slingsby ab 1950 produzierte Gleitmaschine diente in erster Linie zur Ausbildung der Air Cadets (fliegerische Vorschulung) in England, wobei das Ausbildungsprogramm nur kurze Volten vorsah. So soll es in England eine T-31 geben, welche über 120’000 Starts bei einer Gesamtflugzeit von 6’000 Stunden auf dem Buckel hat. Das ergibt nach Adam Riese eine durchschnittliche Flugzeit von drei Minuten. In den 80er-Jahren verkaufte das Air Ministry alle Slingsby T-31 direkt an Oldtimer-Liebhaber im In- und Ausland. In ihrem zweiten Lebensabschnitt lernten diese urchigen Flugzeuge nun auch die Thermik kennen. Allfälligen Passagieren sei deshalb geraten, sich selbst beim heissesten Wetter warm anzuziehen.

Die Mitglieder des Oldtimer Club Schänis (OCS) sind bestens in die OSV integriert und bilden keine Gruppe in der Gruppe. Sie brachten neben ihrer Moswey III, HB-374, das Karpf-Baby, HB-494, und die Ka-2, HB-724, mit. Einige OCSler sind pensioniert und finden (trotzdem) Zeit und Musse, regelmässig an den jährlich stattfindenden Meetings des internationalen Vintage Glider Clubs (VGC) teilzunehmen. Jedes Jahr in einem anderen Land. Im 2005 ging die Reise nach Eggersdorf in die Nähe von Berlin, wo über hundert Oldtimer-Segelflugzeuge erwartet wurden.



Mit dabei ist jeweils auch Lilly Grundbacher, welche in der Zwischenzeit über eine Flotte von vier Oldtimer-Segelflugzeugen verfügt: Hütter 28, WLM-2, K8B und ElfeS4. Während die ersten beiden umfassend restauriert werden müssen (= Arbeitsvorrat von Lilly), dienen die beiden Letzteren zum Flugstunden sammeln. Nach Schaffhausen hatte Lilly ihre gelbe Elfe S4, HB-1199 (ehemalige Luftamt-Elfe) mitgebracht. ‚Das ist doch noch gar kein Oldtimer!´ werden einige Leser denken. Doch die Segelflugzeuge aus den 60er- und 70er-Jahren müssen heute gepflegt und geflogen werden, damit sie in zwanzig, dreissig Jahren (als richtige Oldtimer?) noch da sind!

Wenn nun noch die Holzsegelflugzeuge aus dem Hause Schleicher erwähnt werden, dann ist die Vorstellungsrunde komplett: Auf dem Schmerlat mit dabei waren zwei Ka 2, eine modifizierte Ka 6E, eine K 7 und eine K 8B. Die vom Handling und den Flugleistungen her ausgereiften Segelflugzeuge werden auf dem Occasionsmarkt zur Zeit für wenige tausend Franken angeboten. Ideale Maschinen also, um günstig in die faszinierende Welt der Oldtimer einzusteigen. Die OSV-Mitglieder freuen sich über jedes Neumitglied und stehen beim Kauf und dem späteren Unterhalt mit Rat und Tat zur Verfügung (zum Beispiel.



Neben dem Fliegen wurde natürlich auch viel diskutiert. Eine gute Gelegenheit war der Samstagabend, als die gastgebende Segelfluggruppe Schaffhausen im extra ausgeräumten Hangar ein feines Essen servierte. Bei diesem Anlass erhielt jeder Pilot das traditionelle Erinnerungsgeschenk. Diesmal war es eine handbemalte Tasse. Dem Künstler Andreas Fahrni tat nach dem vielen Händeschütteln der Arm weh.



Da das Wetter für den Montag nicht rosig aussah, herrschte bereits am Sonntagabend Aufbruchstimmung. Ein herzliches Dankeschön geht an Richard Schneider als OK-Präsident und die Segelfluggruppe Schaffhausen für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie haben das OSV-Oldtimer-Treffen nun bereits dreimal durchgeführt!

Alle Teilnehmer freuen sich auf ein Wiedersehen am 18. OSV-Treffen im Jahr 2006, wobei die definitive Zusage des ins Auge gefassten Flugplatzes noch aussteht. Falls sich eine Segelfluggruppe vorstellen könnte, diesen farbigen Anlass einmal auf ihren Flugplatz zu holen, dann soll sie bitte Kontakt mit Willy Fahrni aufnehmen ( ).


    


 




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