OSV | Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz
SUCHE  
 
18. Sep 1999

Das Gummiseil der Oldtimer Segelflug Vereinigung Schweiz (OSV)

Vor einiger Zeit hatten wir Euch versprochen, dass wir von unseren Erlebnissen des Wochenendes in Mauborget – wo wir Gummiseilstarts vom Berg aus durchgeführt hatten – bald berichten würden. Wir wollten zuerst die Erscheinung des von Picoche (alias ) für die Aéro-Revue 12/99 verfassten Artikels abwarten. Leider war die Überraschung und auch die Enttäuschung gross: in der Originalsprache (F) hat der Artikel in der AeroRevue mit dem gelieferten Originaltext (F) leider nicht mehr viel Gemeinsames (Kommentar ).

Ein grosser Dank gebührt Nicolas Pug für sein Plakat des Treffens in Mauborget. Wie Sie es vielleicht schon wissen, zeichnet Nicolas nebst seinem Beruf als Grafiker auch für das französische Vol à Voile Magazine und hat einige sehr bekannte Mannschaftslogos für die Wettbewerbsfliegerei entworfen. Zudem wurde er 1999 als Hilfsmann von Jean-Marc Caillard in Bayreuth zum Weltmeister der Rückholer in der Standardklasse! 









Historik
 
Der Gummiseilstart von Segelflugzeugen wurde seit dem Anfang des Segelflugsports durchgeführt. Diese Methode fand in den 30er Jahren und während den Kriegsjahren eine breite Anwendung, wurde dann aber durch den Windenstart und den Flugzeugschlepp ersetzt. Selbst wenn das dazu notwendige Material ziemlich leicht ist, bleibt die Methode aufgrund des Transportes und der Montage der Segelflugzeuge in schwer erreichbarem Gelände jedoch recht aufwendig…

In der Schweiz wurden sehr schöne Flüge von den Rochers-de-Naye oder von oberhalb von Zermatt aus durchgeführt. Nennenswert ist zum Beispiel die Umrundung des Matterhornes durch Alwin Kuhn im Jahre 1946. Die letzten Bergstarts wurden 1985 ab dem Jungfraujoch durchgeführt, in Erinnerung an das Internationale Segelfluglager von 1935.

Da diese Methode für leichte, ältere Segelflugzeuge nicht ohne Reiz ist, hat sich die OSV – und vor allem sein Präsident Willy Fahrni – der Sache angenommen. So wurde dann auch ein schönes Gummiseil erstanden, welches 500 kg Zug am Start liefern kann.

Starts 
Rezept für 1 Segelflugzeug:
1 Segelflugzeug, w.m. 1 Archeosegelflieger (danke Peter U.) oder ein Segelflieger, 1 geeignetes Gummiseil, 14 bis 20 zweibeinige Gummihunde um das Seil auszuziehen, ein Startmeister und einige Flaschen Wasser um den Durst der Gummihunde zu stillen.
Bemerkung: Für 9 Segelflugzeuge ist es nicht notwendig, die Gummihunde, das Seil und den Meister entsprechend zu multiplizieren!!!

Training
 
Da Herr BAZL aus Bern (Switzerland) verfügt hat, dass 6 Flachland-Gummiseilstarts notwendig seien bevor vom Berg aus gestartet werde, hat sich die OSV bemüht, diese Verfügung einzuhalten.
Unter der Leitung des Startmeisters Willy Fahrni wurden entsprechende Trainings im Herbst ‘97, ‘98 und ‘99 auf dem Flugplatz Neuchâtel-Colombier und in Russikon im Frühling 98 durchgeführt. Dabei wurden 18 Piloten ausgebildet und warteten seither auf "e;den"e; Tag: den Bergstart.

Nach den Flachlandstarts von ~97, ~98 und ~99 ging es dann darum, einen geeigneten Bergstartplatz zu finden. Das Problem ist einfach: Das Gelände muss Fahrzeug und Anhänger zugänglich sein und die Montage der Segelflugzeuge ermöglichen. Nebst dem Startfeld müssen auch erreichbare Landefelder ausfindig gemacht werden. Es muss also "e;nur"e; noch gefunden werden.

Mauborget, waadtländer Jura (WestSwitzerland) 
Juni 1999 ruft mich mein Kamerad – der auf zahlreichen Flugplätzen unter diversen Namen wie "e;dB"e; oder "e;le Muet"e; (der Stumme) bekannt ist – an und sagt: wir haben einen Platz gefunden, wir treffen uns in einer Woche mit Willi Schwarzenbach in Mauborget. Am besagten Tag sehen wir uns das Gelände im Detail an und staunen: Es ist noch besser als es in den besten Büchern der besten Buchhandlungen beschrieben wäre. Ferner könnten wir mit einem oder zwei Schläuchen oder einem Hauch Hangwind sogar neben dem Gummiseil wieder landen… Ein Traum!…
Der im zürcher Oberland wohnhafte Präsident der OSV wird telefonisch orientiert; an seinen Antworten sprürt man, dass er am liebsten mit uns dabei wäre... Vom Besichtigungstag an und aus uns unbekannten Gründen leben wir in einem Traumzustand, man glaubt sogar, nicht in der Schweiz zu sein...

Die Kontaktaufnahme mit den Bauern läuft prima ab, die Gemeinde freut sich über unsere Pläne und lässt sogar Bauarbeiten an der Strasse bechleunigen; der Wirt des "e;Panoramique"e; legt uns eine schöne Karte vor und offeriert uns Unterkunft zu vernünftigen Preisen für den abend des "e;Tages"e;. Und Nicolas Pug zeichnet uns das schöne Plakat für die Flugtage in einigen Stunden.
Einzig das Wetter ist noch unbekannt. Die Wetterbedingungen der zwei ersten Septemberwochen sind ausgezeichnet; man träumt sogar davon, dass… Am 15. und 16. ist das Wetter unfreundlich, aber am 17. gibt es für den "e;Wiederholungs- und Weiterbildungskurs"e; auf den Plaines d´Areuse (Flugplatz Neuchâtel-Colombier) eine deutliche Wetterbesserung.

Der Startort von Mauborget, fotografiert durch Willi Schwarzenbach aus seiner Spalinger S18.

18. September 99, DER Tag 
Samstag morgen, es ist grau. Die steile Fahrt nach Mauborget läuft im Nebel und dann im Nieselregen ab… Es soll offenbar eine Aufhellung geben…
Am Waldrand, in 1´170m Höhe, sind neun Segelflugzeuge montiert: Nord 1300, S 18, 2 L-Spatz 55, Ka 8, Moswey 3, Karpf Baby, Grunau Baby II und Bergfalke. Der Himmel ist klarer geworden und kleine Cumuli bilden sich und bestätigen, dass man das Wetter hat, das man verdient…

Nachdem er bereits von einigen Hängegleitern und Gleitschirmern begrüsst worden ist, wird Pierre-Alain um 14.36 Uhr hinauskatapultiert. Dank Thermik landet er 20 Minuten später wieder in Mauborget. Die Zuschauer applaudieren… Wohl zum ersten Mal in meinem Leben höre ich eine Segelfluglandung Beifall ernten.

An jenem Nachmittag wurden 11 Starts durchgeführt, und 7 Piloten sind wieder am Startplatz gelandet. Ein weiterer Pilot, der sehr vorsichtig und respektvoll mit dem ihm anvertrauten Segelflugzeug umging, bevorzugte es unten in Champagne (Switzerland) zu landen. Sein weises Vorgehen sei hier begrüsst. "e;Last but not least"e;: Pierre-Louis Ruffieux, 17 Jahre und 70 Flugstunden jung, ist auch in Champagne (Switzerland) gelandet. Er hat einfach seinem Papi gefolgt, was bemerkenswert und sehr verdienstvoll ist, denn er hätte mehrmals während seinem Flug mit einer Kehrtkurve das Final von Mauborget anfliegen können.... Als Fazit der 11 Start: 12h30 Flugzeit. Zusammen mit der Veranstaltung wurden mit diesem Gummiseil bisher bereits 135 Starts durchgeführt.

Ende Nachmittag fand ein gemütlicher Apero am Startort statt, der Lokalbehörde, Gummihunde, Hängegleiter, Gleitschirmer, Piloten und Besucher sowie einige Flaschen Bonvillars zusammenbrachte. Schöne Stimmung! Das Spektakel war eben fantastisch, farbenfroh und jeder Flug brachte kurz seine Emotionen: der Start war jeweils ziemlich schnell und die nach unten rennenden Gummihunde wussten nie so recht, ob das abhebende Segelflugzeug ihnen nicht den Hut abnehmen würde! Und für den Pilot ist es keine Routine, von einem unbekannten Startplatz mit ergreifendem Relief aus katapultiert zu werden. So ist man alles andere als vollkommen entspannt – man geht eigentlich vor allem weil man weiss, dass es funktioniert!

Zum Nachtessen am Samstag abend gab´s dann Wild, Humagne und Meringues. Die Zungen liefen. Jeder freute sich auf den nächsten Tag, war aber mit dem bereits erlebten sehr zufrieden. Am nächsten Morgen war alles anders; kein Start war möglich. Das Wetter war grau und der Nebel deckte das Flachland ab. Eine leichter Regen löste dann den Nebel auf, und sobald der Regen anhielt, kam der Nebel wieder… Gegen 3 Uhr nachmittags brachen wir dann schweren Herzens auf. Es ist klar verständlich, dass diejenigen die nicht geflogen etwas frustriert waren. Hingegen fühlten sich die anderen wie aus dem Stoff der Helden und hatten noch kein Auge trocken! Das Auf-Wiedersehen war etwas unwirklich – man glaubte sich von Leuten trennen zu müssen, mit welchen man tausend Jahre friedlich zusammen gelebt hat.

Liebe Archeosegelfliegerfreunde, ich habe Euch "e;den"e; Tag von Farhni´s Bungee nach meinem Erlebnis zusammengefasst. Wie Ihr werde ich dieses Mauborget-Mauborget oder Mauborget-Champagne (Switzerland) oder noch Mauborget-Yverdon nie vergessen. Ich weiss nicht, wem ich für solche Flüge danken soll, weil die Liste zu lange ist. So fasse ich mich kurz: Danke der OSV, danke Pierre-Alain und danke den Willy/Willi.

(im Oktober 1999)


    


 




LETZTE BERICHTE

12. Sep 2017
OSV Treffen 2017 Schupfart

08. Sep 2017
Ungarn 2017

20. Jun 2017
Blumberger OLDI Treffen 2017




 
developed by Grafikstudio.ch GmbH (c) OSV Schweiz | Haftungsauschluss | last update: 12.11.2017