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10. Jul 2006

Dank Gummiseil im Cabrio nach Hubersdorf

Von Alan Kocher

Ein Spektakel besonderer Art organisierte auf dem Balmberg unser Freund Walter Schlatter, zusammen mit einem Kameraden (Günter Rohlwing) namens der Segelflugsportgruppe Oberaargau. 26 begeisterte Segelflieger beteiligten sich mit ihren 8 historischen Flugzeugen an einem Gummiseil-Bergstart-Meeting, das viele Zuschauer bei herrlichem Wetter am Bettagwochenende (20. und 21. September 2003) auf den Balmberg lockte.

Das Prinzip scheint einfach: Man führt die Flugzeuge zuerst im Anhänger die Balmbergstrasse hoch (es geht aber nur von der Südseite!), parkiert sie am Rand des ziemlich steilen Startgeländes auf 1100m über Meer, packt die wertvollen alten Flieger - zum Beispiel Moswey III aus dem Jahre 1943 - aus und baut sie zusammen. Nachdem die Startrampe montiert, die Startermannschaften - auch "Gummihunde" genannt - instruiert sind und genügend Thermik vorhanden ist, kann es losgehen. Jetzt muss nur noch der Wind von der richtigen Seite kommen, nämlich von vorne, dann ziehen die Gummihunde die beiden Gummiseile auf Kommando V-artig stramm und spurten auf das Kommando: "Zieh..Zieh..Seckle!" nach unten los.

Bei einem bestimmten Punkt löst der Starter das gespannte Seil von der separaten Klinke und katapultiert den Flieger samt Piloten nach vorne. Wenige Sekunden später klinkt der Pilot das Seil aus und es fällt wieder zu Boden. Der Start des Segelfliegers erfolgt recht steil, aber das ist auch notwendig, damit der Flieger vor der Scheune links unten bei der Startstrecke rechtzeitig klarkommt und genügend Höhe hat.

Jetzt muss der Pilot nur noch dem Mittellland entgegenfliegen, einen Aufwind suchen um nach oben zu schweben und nach geraumer Zeit auf einem der vorgesehenen mit gelben Tüchern markierten Landeplätze sicher landen. Der längste Flug dauerte bei guter Thermik immerhin drei Stunden, bevor der Pilot genug hatte und landete, ein anderer schaffte es bis zu seinem Heimatplatz Olten.

Dass das ganze nicht ganz ungefährlich ist, kann man leicht nachvollziehen. Ein Pilot vergass am Samstag, die Cockpithaube zu verriegeln. Die Haube löste sich natürlich vom startenden Flieger und schlug auf der Wiese zersplitternd auf. Der Pilot flog in seinem luftigen Cabriolet nach Hubersdorf, aerodynamisch sicher nicht ganz nach Lehrbuch, aber legte trotzdem eine sichere Landung hin. Beim zweiten Unfall riss der Haken an einem Flieger. Das gespannte und nach vorne schnellende Gummiseil verletzte zwei Mitglieder der Startermannschaft leicht an den Beinen. Beide Unfälle liefen glimpflich ab.

Das Meeting verlangte von den Organisatoren einiges: Flugkarten waren zu erstellen, genügend Lande- und Notlandeplätze zu rekognoszieren, Bewilligungen einzuholen, das Sicherheits-Dispositiv zu erstellen und die Piloten, die Aussenlandungen eher nicht gewohnt sind, entsprechend zu "briefen".

Nicht schlecht staunte auch ein Pfarrherr, der nach dem Berggottesdienst am Sonntag ebenfalls Richtung Startplatz marschierte um nachzuschauen, was sich eigendlich da oben tut. Erstaunt stellte er fest, dass ein paar Unentwegte versuchten - ohne Fremdenergie - mit einem richtigen Flugzeug in die Luft zu kommen und erst noch oben zu bleiben. Solches Tun war ihm völlig neu. Bald gab es Diskussionen wer dem Schöpfer wohl näher sei, die Piloten in luftiger Höhe, oder doch der theologisch geschulte Angehörige des Bodenpersonals.

Aufgeschlossen zeigte sich auch jener Hubersdorfer Bauer, der sein frisch gemähtes Feld zuerst nur zögernd als Landeplatz zur Verfügung gestellt hatte. Am Dienstag, als Walter Schlatter versuchte, den Landschaden zu begleichen, zeigte er sich so begeistert vom perfekt organisierten Anlass, dass er fragte: "Wann kommt Ihr wieder? Ihr müsst unbedingt wieder kommen!" "Endlich lief einmal etwas in Hubersdorf!"


PS: Dieser Bericht entstammt der Feder eines des Fliegens unkundigen aber begeisterten Zuschauers unseres Anlasses und wurde in der Zeitschrift der Schweizerischen Philantropischen Gesellschaft, Kreis Solothurn, veröffentlicht.

    


 




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